Wie Live-Streaming multimedialer Inhalte in Echtzeit industrielle Prozesse verändern wird

Videoübertragung ist in Industrie und Logistik bereits weit verbreitet. Allerdings beschränkten sich die Anwendungen bisher weitgehend auf Überwachungs- und Sicherheitsfunktionen. Ist eine unmittelbare Reaktion erforderlich, konnte man bisher per Video jedoch nicht schnell und präzise genug reagieren. Das ändert sich nun: Netze mit extrem niedrigen Latenzzeiten und hoher Bandbreite machen solche Einsatzszenarien nun möglich.

 Echtzeit-Multimedia-Lösungen mit Extended-Reality-Funktionen, wie etwa Real-time eXtended Reality Multimedia (RXRM) von Nokia, integrieren 360°-Video und räumliches 3D-Audio. Sie ermöglichen aus der Ferne ein besseres Verständnis komplexer Situationen in Industriebetrieben und erhöhen die Produktivität und Mitarbeiter-Sicherheit. Mitarbeitende müssen nicht mehr um die Welt reisen, um an entlegenen Orten wie Offshore-Anlagen bestimmte Tätigkeiten durchzuführen. Auch Fertigungsprozesse können durch Fernsteuerung und -überwachung effizienter und sicherer werden. Ein praktisches Beispiel ist das gemeinsame Entwicklungsprojekt von Nokia und dem finnischen Forschungszentrum VTT, in dem das Potenzial von Echtzeit-Multimedia-Streaming für Industrie 4.0 im Bergbau untersucht wird.

Niedrige Latenz und Bandbreitenoptimierung 

Eine bandbreitenoptimierte und „echtzeitfähige“ Extended-Reality-Multimedia-Technologie ist besonders dann wichtig, wenn die Netzkapazität begrenzt ist und von verschiedenen Anwendungen gemeinsam genutzt wird. Die Lösung von Nokia beispielsweise reduziert den Bandbreitenbedarf um bis zu 90 Prozent, ohne wahrnehmbare visuelle Qualitätseinbußen. Das ist ein entscheidender Vorteil, sobald mehrere Mitarbeiter gleichzeitig beteiligt sind. Die Lösung kann sowohl anwendungsnah am Rand (Edge) des Netzes als auch in der privaten oder öffentlichen Cloud eingesetzt werden. Offene Schnittstellen sorgen dafür, dass die Lösung für aktuelle und auch zukünftige industrielle Anwendungsfälle genutzt werden kann. Doch in welchen Bereichen ist der wirtschaftliche Nutzen des Echtzeit-Live-Streamings multimedialer Inhalte für die Industrie am größten? Es sind vor allem vier Bereiche:

Viele Betriebe setzen IoT-Sensoren in ihren Produktionslinien ein. Sie dienen hauptsächlich der Anlagenüberwachung und der Bereitstellung von Daten für die Qualitätskontrolle – zwei Bereiche, in denen Echtzeit-Videostreaming und Extended Reality echte betriebliche Verbesserungen bringen können. Heutzutage werden Monitoring-Informationen häufig in Form von Listen oder technischen Diagrammen angezeigt. Die Daten sind visuell von der zu überwachenden Maschine getrennt. Multimediale Echtzeitlösungen ändern dies und bringen Sensordaten und Video zusammen. Durch die nun intuitivere Art, mit den Daten zu arbeiten, können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Kontext sofort verstehen und reagieren.

Mitarbeiterschutz und Effizienz durch Fernsteuerung

Live-Streaming von multimedialen Inhalten in Echtzeit ermöglicht die Fernsteuerung von Anlagen und Prozessen, vom Bergbau bis zur Lagerlogistik, mit Sicherheits- und Kostenvorteilen. Ein Beispiel: Logistikzentren sind stark frequentierte Orte mit vielen Fahrzeugen. Je mehr Menschen sich dort aufhalten, desto größer ist das Unfallrisiko. Durch die Fernsteuerung der Fahrzeuge mit Hilfe von Extended-Reality-Multimedia-Live-Streaming können Logistikunternehmen sicherstellen, dass ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht gefährdet werden. Die Entlastung des Personals vor Ort trägt auch zur Lösung eines weiteren Problems bei, mit dem Logistikunternehmen konfrontiert sind: dem Arbeitskräftemangel. Durch die Nutzung von Sensordaten automatisierter Lagerfahrzeuge bei gleichzeitiger Videoüberwachung kann Extended Reality-Multimedia-Live-Streaming mit weniger Personal mehr erreichen.

Multimedia-Live-Streaming mit geringer Latenz kann auch automatisierte Lösungen unterstützen, die Sicherheitsbedrohungen erkennen sollen. Das minimiert das Risiko menschlicher Fehler und hilft dabei, ungewöhnliche Situationen besser zu verstehen, die Sicherheit des Personal sicherzustellen und Betriebsanlagen zu schützen. Wird die Technologie beispielsweise in Bahnhöfen eingesetzt, kann sie Bedrohungen erkennen und proaktiv darauf reagieren. Hochauflösende 360°-Videobilder bieten nicht nur einen umfassenderen und genaueren Überblick über einen bestimmten Ort, sondern senken auch die Betriebskosten, da eine einzige 360°-Kamera bis zu acht herkömmliche Videokameras ersetzen kann. Ähnliche Vorteile ergeben sich für Logistik- und Produktionsunternehmen mit ihren autonomen Fahrzeugen und Robotern. Generell gilt: Durch Vernetzung und Digitalisierung werden IIoT-Anwendungen, die vor kurzem noch undenkbar schienen, immer alltäglicher. Mit der Zahl der IIoT-Geräte steigt auch die Bedeutung von Cybersicherheit und Datenschutz. Beides zu gewährleisten muss im Mittelpunkt aller technologischen Entwicklungen in diesem Bereich stehen.

Experten-Support aus der Ferne

Die Reparatur von Maschinen erfordert oft den Einsatz von Fachleuten mit speziellen Kenntnissen. Es ist jedoch nicht immer möglich, die richtige Person vor Ort zu haben. Live-Streaming von multimedialen Inhalten in Echtzeit mit einer Latenzzeit von nahezu Null sorgt dafür, dass Support-Anfragen oder Schulungen ohne Zeitverzögerung aus der Ferne durchgeführt werden können. Techniker können mit ihren Partnern vor Ort visuell kommunizieren und die Arbeit gemeinsam erledigen. Dazu gehören entsprechende Virtual-Reality-Headsets, die künftig auch mit 3D-Raumklang ausgestattet sein werden und den Mitarbeitenden eine bisher nicht gekannte Immersion ermöglichen. Indem die Schallrichtung erkannt wird, können Probleme schneller gelöst werden.


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