Forschung hat Einfluss auf unser Leben. Sie ist jedoch nicht einfach zu verstehen. Umso wichtiger sind Menschen, die komplizierte Themen verständlich kommunizieren. Zum 14. Mal hat der UMSICHT-Förderverein in diesem Jahr genau solche Menschen und ihre Arbeiten ausgezeichnet. Über den UMSICHT-Wissenschaftspreis in der Kategorie Wissenschaft freute sich Dr.-Ing. Jan Girschik. Preisträger Jan Kerckhoff überzeugte in Zusammenarbeit mit seiner Kollegin Susanne Delonge die Fachjury in der Kategorie Journalismus.
Zahlreiche Gäste fanden den Weg am 31. August ans Fraunhofer UMSICHT in Oberhausen. Der Grund: Die Verleihung des diesjährigen UMSICHT-Wissenschaftspreises – und das interessante Programm. Prof. Görge Deerberg, Geschäftsführer des UMSICHT-Fördervereins, begrüßte mit folgenden Worten: »Wir freuen uns, dass sich so viele Menschen für das Thema Wissenschaftskommunikation interessieren. Denn aktuell zeigen uns Klimawandel und globale Krisen einmal mehr auf, wie wichtig Veränderungen sind, die wissenschaftlich begleitet werden müssen. Sie lassen sich erfolgreich nur mit einer breiten gesellschaftlichen Teilhabe und der entsprechenden Kommunikation herbeiführen.« Dem konnte Martin Schmidt nur zustimmen. Der wissenschaftliche Referent am Westfälischen Landesmuseum für Industriekultur war eingeladen, um über die Besonderheiten eines Industriemuseums als Ort der Wissenschaftskommunikation zu sprechen. Der Vortrag fügte sich sehr gut in den Rahmen der Veranstaltung ein und zeigte, wie breit die Facetten der Wissensvermittlung sind.
Preisträger Kategorie Wissenschaft: Dr.-Ing. Jan Girschik
Dr.-Ing. Jan Girschik erhielt den Preis für seine Dissertation »Untersuchung differenzdruckinduzierter Verformungen in Vanadium-Flow-Batterien sowie Optimierung kompensierender interner Flow-Fields für großformatige Flow-Zellen« an der Ruhr-Universität Bochum. Weg von fossilen Energien, hin zu erneuerbaren Energien – die Energiewende bringt enorme Herausforderungen mit sich. Eine davon ist der Einsatz effizienter Speichersysteme für grünen Strom. Vanadium-Flow-Batterien gelten im Bereich der stationären Energiespeicher als besonders zukunftsstarke Technologie und können z. B. für die Pufferspeicherung von Strom aus PV-Anlagen eingesetzt werden. Doch gerade in größeren Flow-Batteriezellen, die das Potenzial zur beträchtlichen Kostensenkung haben, können im Betrieb hohe Innendrücke entstehen. Was wiederum einen der wesentlichen Vorteile dieser Batterieart negativ beeinträchtigt: die Lebensdauer. Jan Girschik hat das Problem erkannt und die Fluidführung der flüssigen Speichermedien in den Batteriezellen optimiert. »Mit den Untersuchungen konnte zum ersten Mal gezeigt werden, dass sich hohe Druckdifferenzen und Druckverluste in Flow-Batteriezellen nicht nur negativ auf die Systemeffizienz auswirken, sondern auch die internen Funktionskomponenten nachhaltig schädigen und somit die Betriebslebensdauer der Batterien reduzieren können. Um dem entgegenzuwirken, wurden designtechnische Anpassungen der Elektroden erarbeitet, die mit nur geringem Umstellungsaufwand der Produktion auch in bereits kommerzialisierten Flow-Batterien übernommen werden können«, erklärt Jan Girschik. Im Ergebnis konnte er so die Druckverluste bei großformatigen Vanadium-Flow-Batterien um bis zu 70 Prozent reduzieren und materialschädigende Verformungen innerhalb der Batteriezellen verhindern. »Dadurch erhoffe ich mir in Zukunft eine wesentlich ressourcen- und kosteneffizientere Bereitstellung von Energiegroßspeichern.«
Preisträger Kategorie Journalismus: Jan Kerckhoff
Jan Kerckhoff ist freier Journalist, Autor und Regisseur, ebenso wie seine Kollegin Susanne Delonge. Gemeinsam arbeiten sie mit den Themenschwerpunkten Wissenschaft, Ökologie und Wirtschaft für Radio und Fernsehen. Ausgezeichnet wurde Jan Kerckhoff in Zusammenarbeit mit Susanne Delonge für die TV-Dokumentation »Klimakiller Beton – auf der Suche nach neuen Rezepten« aus der BR-Reihe »gut zu wissen«. Darin geht es um den Einfluss des Wohnungsbaus auf die Umwelt. Denn der hierfür meistgenutzte Baustoff Beton entwickelt sich immer mehr zum Problem, indem er – genauer der enthaltene Zement – schon heute für gut 10 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich ist. Und der weltweite Bau-Boom ist ungebrochen. Die Wissenschaft forscht mit Hochdruck an alternativen Baustoffen. »Nachhaltige Zusatzstoffe für Beton geben Hoffnung. In Kombination mit neuen Bau-Ideen und Wohnkonzepten sind bis zu 100 Prozent weniger CO2-Emissionen im Wohnungsbau möglich«, erklärt Jan Kerckhoff. Doch warum zögern die Verantwortlichen? Susanne Delonge: »Normaler Beton ist zu günstig. Eine Bepreisung der CO2-Emissionen von Beton könnte das Rad ins Rollen bringen.«