2,5 Gigabit/s in der Praxis – ein Leistungsbeweis von Trendnet

Rechnerisch ist eine erhebliche Leistungssteigerung durch die Nutzung von 2,5 Gigabit/s möglich. Dies haben die Datendurchsatztests im ersten Teil dieses Artikels nachdrücklich bewiesen. Im täglichen Einsatz – also einfach beim Arbeiten ohne großes Nachdenken über die genutzte Technik – muss 2,5 Gigabit/s ebenfalls zeigen, dass die Technik sich lohnt. Entsprechend wurde im hiesigen Netz ein Linux-Server mit einem darauf laufenden Samba-Server mit einer der beiden Netzwerkkarten des Typs TEG-25GECTX von Trendnet bestückt, die Trendnet ans Redaktionsbüro geliefert hatte (die Karte kostet bei Reichelt derzeit rund 40€). Die 2. davon steckte in der Windows-Maschine, an der auch dieser Artikel hier entstand. Sowohl unter Windows 10 im aktuellen Releasestand wie auch unter Linux funktionierten die Netzwerkkarten völlig problemlos und ohne Installation zusätzlicher Treiber.

Die TEG-25GECTX arbeitete zuverlässig und verursachte keinerlei Installationsaufwand

Beide für den Testbetrieb genutzten Computer gehören nicht gerade zur Haute Couture der PC-Technik. Doch dem Büroalltag auch mit durchaus komplexen Aufgaben sind die Maschinen noch immer vollkommen gewachsen (i7 bzw. i5 der 4. Generation, jeweils 16 GByte RAM).

Beim Schreiben, dieses Artikels beispielsweise – im Redaktionsbüro werden alle Dateien auf einem zentralen Server gespeichert und bearbeitet – kamen die Vorzüge der neuen Technik eher selten zur Geltung: Textdateien sind – selbst mit eingebetteten OLE-Inhalten einfach zu klein, als dass beim Speichern und Öffnen ein Geschwindigkeitsunterschied bemerkbar wäre. Spätestens aber beim täglichen Backup auf eine an den Client angeschlossene SSD trat der Tempovorteil klar zutage.

Auch beim Bearbeiten von großen Bilddateien mit einer Bildbearbeitung, um sie druckfähig zu machen fiel der Vorteil direkt auf, die Ladezeit verkürzte sich, und das Speichern ging sogar erheblich schneller von der Hand. Im Grund verlief die gesamte Arbeit an allen Arten von Dokumenten eines Redaktionsbüros flüssiger, schneller und angenehmer.

Verblüffend ist dabei auch, dass dies auch dann galt, wenn als Gegenstück keine SSD als Speichermedium genutzt wurde, sondern eine normale HDD. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass ein Samba-Server die Schreibzugriffe zunächst in den Cache umlenkt und erst anschließend auf die Festplatte wegschreibt. Im normalen Büroalltag – soviel steht für die Redaktion fest – ist 2,5 Gigabit/s ein echter Zugewinn für alle Mitarbeiter, eine Technik also, die die Produktivität steigert und für ein angenehmeres Arbeiten sorgt.

In einer anderen Anwendung zeigte die schnellere Technik ebenfalls deutliche Vorteile: Der hausinterne Webserver ist ein uralter i5 (1. Generation, 8 GByte RAM), nur mit dem nötigsten an Plattenspeicher ausgestattet – der erforderliche Plattenplatz stammt von einem der Fileserver und ist via NFS eingebunden. Dieses Protokoll war lange Zeit die beste Möglichkeit, Plattenspeicher im Linux-Umfeld zur Verfügung zu stellen und verfügt auch heute noch über viele Vorzüge insbesondere im Umgang mit den Unix-typischen Zugriffsrechten und derlei mehr. Insbesondere der Umgang mit Anwendungen wie NextCloud oder Seafile ist für diesen Server essenziell, damit für alle Mitarbeiter ein Zugriff auf Firmendaten von unterwegs möglich ist. Die dank 2,5 Gigabit/s Anbindung deutlich höhere Bandbreite der NFS-Verbindung zum Plattenspeicher sorgte für erheblich beschleunigte Zugriffe auf die dahinterliegenden Daten und bedeutete einen spürbaren Geschwindigkeitsvorteil.

Dieser Webserver liefert über Seafile und NextCloud knapp 500GB an Daten aus, meist kleine bis mittelgroße Dateien. Durch die Beschleunigung konnte der Webserver Anfragen schneller beantworten und „fühlte“ sich deshalb erheblich agiler und schneller an als zuvor. Dies lag vermutlich daran, dass die beiden hinter den Cloud-Anwendungen liegenden Datenbanken ihre Antworten einfach schneller im lokalen Netz ausliefern konnten.

Kleine Dateien erfahren – wie schon im vorigen Artikel zu der höheren Bandbreite festgestellt – eine erheblich stärkere Beschleunigung als man gemeinhin erwarten dürfte. Als Erklärung für dieses Verhalten dürfte sein, dass die Netzverbindung später vollkommen ausgelastet ist, auch wenn sie es angesichts der kleinen Datenmenge gar nicht sein dürfte: Die LAN-Karten und Switches schalten so schnell wie möglich in den Jumbo-Frame-Modus mit größeren Paketlängen – und die werden dann aber ohne vollständige Nutzlast auf die Reise geschickt. Durch die Verbindung passen aber bei 2,5 Gigabit/s mehr als doppelt so viele solcher Pakete, zugleich erlaubt der zugehörige Ethernet-Standard die Paketlänge dynamisch an die zu versendenden Daten anzupassen – dieses auf den ersten Blick widersprüchliche Verhalten sorgt für den deutlichen Geschwindigkeitszuwachs.

Natürlich wird man die Effekte deutlich besser zu zählbarem Geschwindigkeitszuwachs zusammenfassen können, wenn in einer Umgebung sehr oft mit sehr großen Dateien gearbeitet wird, allerdings sollte man unter diesen Umständen dann besser gleich über 10 Gigabit/s nachdenken – der große Bruder von 2,5 Gigabit/s ist zwar noch immer erheblich teurer, liefert aber im Idealfall auch die 4-fache Geschwindigkeit. Allerdings sollte niemand die Auswirkung der höheren LAN-Bandbreite in Firmenumgebungen überschätzen: Schon bei 2,5-Gigabit/s sind oft genug die in Firmenservern eingesetzten Festplatten der eigentliche Engpass, so dass die theoretisch erreichbare Übertragungsgeschwindigkeit in der Praxis ein schöner Traum bleibt. Aber: selbst wenn die Platten zu langsam sind, um die Möglichkeiten der neueren Technik auszureizen – es bleibt ein erheblicher Geschwindigkeitsvorteil gegenüber den bislang genutzten Techniken.

Am Ende zählte aber, dass man die neue Technik letztlich nicht mehr bemerkte, sondern, dass auffiel, dass alles irgendwie langsamer, zögerlicher lief, wenn man an einem Rechner mit 1 Gigabit/s saß. Man gewöhnt sich so schnell an die bessere Technik, dass man ihr Fehlen stärker als ihr Vorhandensein bemerkt.

Stephan Mayer


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